Bernd Mackenroth feiert heut sein Jubiläum,
vor zweihundert Jahren gebar ihn das Glück.
Er lebte stets fleißig, er drehte die Welt um,
er nahm sich vom Kuchen ein üppiges Stück.
Mit achtzig erlebte er erste Gebrechen,
die Nieren versagten, verdarben sein Blut.
Da wollte sich grausam sein Lebensstil rächen,
doch Bernd war gewappnet und blieb auf der Hut.
Bald fand sich sein Name auf einer der Listen
für Spenderorgane, schon lachte der Tod.
Denn Bernd stand ganz unten, war einer der Letzten,
er bangte ums Dasein, in kläglichster Not.
Sein Geld schien ihm nutzlos, sein Streben vergeblich,
da bot ihm ein Händler ein Blutgeschäft an.
Bernd zahlte die Summe: das nervte! Doch ehrlich –
wer zahlen kann, zahlt, pirscht der Tod sich heran.
Nach nur zwanzig Jahren, da zwickte es wieder,
die Leber versagte, vergiftet vom Wein.
Doch Bernd war erfahren, bestellte sich Dieter,
der brachte Organe und setzte sie ein.
So kaufte Bernd Lebern und Nieren und Herzen,
zum Glück funktionierte sein kluges Gehirn.
In Krankenhausbetten ertrug er die Schmerzen
und bietet bis heute dem Tode die Stirn.
Mit russischen Lungen, algerischen Beinen,
mit Fingern aus Bangkok und Haut aus Triest
wird Bernd sich am Ende mit denen vereinen,
die gern für ihn starben – drum feiern wir jetzt!
Die Welt ist gerecht, denn Bernds Geld fließt im Kreise,
je älter er wird, desto mehr zirkuliert‘s.
Verarmt er, so schwindet sein Leben ganz leise,
dann sei er dem Tode als Mahlzeit serviert.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen