Sankt Martinus und Maria –
zwei Gestalten, ein Gewand.
Kirche ohne Streit und Zwietracht,
Gläubige in selber Hand.
Fünfzehnhundertvierundachtzig
nahm das Unheil seinen Lauf:
Aus der Ferne drang ein Grollen,
dunkle Wolken zogen auf.
Golden schien die Abendsonne,
Dächer glühten feuerrot.
Dann war schon die Nacht gekommen,
niemand ahnte Leid noch Not.
Lauer Wind strich durch die Gassen,
friedlich schlief der Glockenturm.
Nur ein sanftes Regenprasseln
kündete vom Sommersturm.
Mit dem ersten Wetterleuchten
peitschten Böen jäh heran.
Hagelschauer schlugen Schneisen,
Gottes Zorn entbrannte dann.
Windgeheul und Sturmgetöse
Blitze zuckten durch die Nacht.
Einer traf die Kirchturmspitze,
Bürger sind vor Schreck erwacht.
Flammenzungen lechzten gierig,
fraßen sich ins Turmgebälk.
Plötzlich fiel die Glocke nieder,
wie ein Blatt, so reif und welk.
Protestanten, Katholiken,
folgten jenem Glockenschlag,
löschten, was die Feuer fraßen,
durch die Nacht, bis in den Tag.
Menschen, unter Schutt begraben,
letzter Rauch im Morgendunst;
schwarze Asche, Tränen, Klagen
blieben von der Feuersbrunst.
Sankt Martinus und Maria –
zwei Gestalten, ein Gewand.
Kirche ohne Streit und Zwietracht,
Gläubige in selber Hand.
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