Sonntag, 17. Juni 2012

Der Teufelspianist


 Mal hämmert er in seine Tasten,
mal streichelt er die Töne sanft,
entlockt das Leben aus dem Kasten,
wirkt unergründlich angespannt.

Er schließt die Augen, Lippen beben,
er gleitet in die Transzendenz.
Was wir nicht wissen, sein Bestreben,
hat Satanas mit Ruhm beglänzt.

Einst setzte er sich höchste Ziele,
Musik schien ihm der Weg zum Glück.
Sie brachte Freude, Hochgefühle,
vom Paradies ein kleines Stück.

Beim Wettbewerb, beim Kräftemessen,
bedrückte ihn jedoch sein Spiel.
Er war von Gier nach Kunst besessen -
was bitter war - sein Ton missfiel.  

So suchte er nach neuen Wegen,
um vor dem Anspruch zu bestehn‘,
ließ sich von Hexen Karten legen
und scheute dabei kein Vergehn‘.


Eine der Hexen
versah ihn mit Flüchen,
führte ihn fort
in die lauernde  Nacht.
Er schloss den Pakt
mit dem Herrn der Betrübten,
tropfte sein Blut
auf ein Blatt, unbedacht.


Wollte mit Klängen
die Menschen verzaubern,
strebte nach lyrisch
betörendem Glanz.
Gab seine Seele,
ganz ohne zu zaudern.
Reue schien sinnlos,
er misste sie ganz. 


Der Teufel ließ ihn Töne treffen,
als gäb‘ es keine Hürden mehr.
Er spielte wie vom Baal besessen,
als ob’s nicht weiter schwierig wär.

Mephistowalzer, Noveletten,
Chopinballaden und Preludes -
er mochte alle Wogen glätten,
im Taumel seines Glücksgefühls.

Das Publikum lag ihm zu Füßen,
oft  sonnte er sich im Applaus.
Jetzt muss er den Erfolg verbüßen,
dass es dem Häscher beinah graust.

Er unterzeichnete den Passus,
dass er der Liebe voll entsagt,
Nun spürt er des Vertrages Malus,
was seine Seele zornig plagt.

So lebt er weiter, unter Großen,
verleidet ist ihm die Musik.
Zwar hört er noch des Beifalls Tosen,
doch ewig plagt sein Missgeschick.

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