Abgekämpft und ausgezehrt,
tratest du ins Rathaus.
„Ich bin Ray“, hast du
erklärt,
„ich stand manchen Kampf aus.“
„Vater nahm mich einst zu
sich,
drängte mich ins Abseits.
Tief im Wald verbarg er
mich,
raubte meine Kindheit.“
„Wir durchschritten Hochs
und Tiefs,
lebten vom Erjagten,
Ich, der zwischen Zweigen
schlief,
sag’ euch, was wir wagten.“
„Eingekreist von Finsternis,
ohne Schutz vor Kälte,
spürte ich Bekümmernis,
die mich quälend stählte.“
„Lebenszeit strich mir
dahin,
nichts kommt jemals wieder.
Ich weiß nicht mehr, wer ich
bin,
das drückt mich tief nieder.“
„Vater starb im Abendrot,
ich vergrub den Leichnam.
Seine Träume sind jetzt tot,
so dass ich zurückkam.“
Dies sprach Ray, das
Waldeskind,
bettelnd, darbend, flehend.
Man erbarmte sich geschwind,
half ihm aus dem Elend.
Ray tauchte auf
wie ein Blitz in der Nacht
hatte das Leben
als Sonderling satt.
Vater verstarb,
mit ihm starb seine Macht.
So floh das Kind
aus dem Wald in die Stadt.
Ray fand bald ein neues Heim
im Betreuten Wohnen.
Was er sich erdacht,
erreimt,
sollte sich nun lohnen.
Kluge Geister forschten
nach,
wo das Kind her stammte.
So hielt Ray die Welt in
Schach,
die für ihn entflammte.
Monate verstrichen blind,
bar jeder Erkenntnis -
Woher kam das Waldeskind?
Was war sein Verhängnis?
Weil die Story fesselte,
kannte sie bald jeder,
Märchendunst verwässerte,
Wahrheit rückte näher.
Nur sein Bild im Internet
konnte Ray enttarnen.
Schon war seine Mär
entdeckt,
nun mag sie uns warnen.
Ray war nie ein Waldeskind,
eher ein Verräter.
Floh aus seinem Land
geschwind,
mied das Los der Väter.
Ihn vertrieb die
Schwangerschaft
seiner liebsten Freundin.
Beinah war die Flucht
geschafft,
da schlug ihn der
Scharfsinn.
Ray ist nun fort,
keiner weiß wo er steckt.
Seine Geschichte
hat Mitleid erregt.
Erst war sein Bild,
dann sein Name entdeckt.
Nun hofft er still,
dass der Aufruhr sich legt.
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